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Nach dem Boost: Warum das Ende politischer Werbung auf Social Media ein Anfang sein kann

  • Alexander Roth
  • 31. Juli
  • 4 Min. Lesezeit

Warum das Ende des Werbebudgets der Anfang einer echten digitalen Strategie sein muss.


Die Nachricht hat keine große Welle gemacht. Kein Aufschrei, kein Aufbäumen. Aber in vielen Köpfen dürfte es gerattert haben: Meta – also Facebook und Instagram – wird ab Oktober 2025 keine politische Werbung mehr zulassen. Damit verschwindet schlagartig eines der effektivsten Werkzeuge aus dem digitalen Werkzeugkasten der politischen Kommunikation.


Was das bedeutet?

Für Parteien und Kandidierende: ein Kontrollverlust.

Für Gewerkschaften, NGOs, Kirchen, Initiativen und engagierte Unternehmen: eine massive Einschränkung ihrer digitalen Sichtbarkeit.

Für uns alle: ein Umbruch – und vielleicht der überfällige Neubeginn.




Warum dieser Schritt mehr ist als eine technische Umstellung



Grundlage ist die neue EU-Verordnung zur Transparenz politischer Werbung (TTPA), die ab 10. Oktober 2025 gilt. Die Idee dahinter ist richtig: mehr Nachvollziehbarkeit bei politischer Einflussnahme im Netz. Die Realität: Plattformen wie Meta und Google haben offenbar weder Lust noch Kapazität, ihre Systeme entsprechend umzubauen – und schalten politische Anzeigen einfach ganz ab. Der Kollateralschaden ist enorm.


Denn betroffen ist nicht nur der Bundestagswahlkampf oder die Social-Media-Strategie einer Partei. Es geht um jede Form gesellschaftspolitischer Kommunikation, die auf bezahlte Reichweite gesetzt hat – von Stiftungen bis Stadtwerke, von Wohlfahrtsverbänden bis Bildungsinitiativen.




Wer jetzt verliert – und warum das gefährlich ist



Das größte Problem ist nicht, dass Werbung wegfällt. Sondern wem sie wegfällt.


👉 Demokratische Akteure: Parteien, Abgeordnete, kommunale Bündnisse, Jugendorganisationen – also Menschen, die Politik mit Inhalten machen und auf Plattformen angewiesen sind, um gesehen zu werden.


👉 Zivilgesellschaftliche Organisationen: NGOs, Vereine, Initiativen, kirchliche Gruppen oder Stiftungen, die mit begrenzten Mitteln auf Reichweite angewiesen sind – etwa bei Kampagnen gegen Rechtsextremismus, für Demokratiebildung oder beim Einsatz für soziale Gerechtigkeit.


👉 Unternehmen mit Haltung: Wer als Marke heute Verantwortung übernimmt – sei es für Klimaschutz, Gleichstellung oder lokale Entwicklung – musste sich bisher nicht zwischen unternehmerischer Kommunikation und gesellschaftlichem Engagement entscheiden. Doch genau diese „Purpose-Kommunikation“ gerät nun unter Druck.


👉 Gewerkschaften und Sozialverbände: Auch sie verlieren ein Instrument, mit dem sie junge Zielgruppen erreichen konnten – etwa bei Tarifrunden, politischen Forderungen oder gesellschaftlichen Debatten.


Kurz: All jene, die demokratische Räume bespielen, verlieren einen entscheidenden Kanal. Nicht durch ein Gesetz – sondern durch Plattformlogik.




Und wer profitiert?



Die Antwort ist unbequem: Rechte Netzwerke.

Reichweitenmaschinen. Akteure, die längst begriffen haben, dass organisierte Mobilisierung stärker ist als jedes Werbebudget.

Während Demokrat:innen im Facebook-Werbeanzeigenmanager klickten, bauten andere Kommentararmeen, Telegram-Kanäle und Memeseiten. Die einen bezahlten Sichtbarkeit, die anderen orchestrierten sie.


Das Ergebnis: Wer komplexe Inhalte kommuniziert, verliert jetzt an Sichtbarkeit. Wer auf Empörung, Zuspitzung und Provokation setzt, bleibt sichtbar – weil er die Mechanismen der Plattformen aggressiver bedient.




Was bleibt: Die organische Reichweite. Und die ist kein Selbstläufer.



Viele haben in den letzten Jahren Paid Media als eine Art digitale Feuerwehr gesehen: Wenn ein Thema nicht zündete, wurde Geld draufgelegt. Das ist nun vorbei. Wer weiterhin sichtbar sein will, braucht eine klare Content-Strategie, kanalübergreifendes Community-Building und ein gutes Gespür für Plattformlogik.


Die gute Nachricht: Das geht. Die schlechte: Es kostet Zeit, Disziplin und ein Umdenken.




Drei Dinge, auf die es jetzt ankommt – für alle, die mehr wollen als Likes




1. Lokale Identität sichtbar machen



Ob politische Mandatsträgerin, Stadtwerk oder Sozialverband – wer Menschen erreichen will, muss dort ansetzen, wo ihre Lebenswelt beginnt: in ihrer Region. Erfolgreiche digitale Formate setzen auf Ortsbindung, auf Erkennbarkeit, auf Geschichten, die in der Nähe spielen. Wer zeigen kann, wie sehr er mit dem Ort verwoben ist, bekommt Aufmerksamkeit – auch ohne Budget.


Beispielhafte Formate:


  • „5 Orte in meiner Stadt, an denen ich für Gerechtigkeit kämpfe“

  • „Diese Kita hat mein Leben geprägt – und jetzt brauche ich eure Hilfe“

  • „Warum wir als Unternehmen in Regensburg Verantwortung übernehmen – und wie ihr mitmachen könnt“




2. Community statt Zielgruppe



Die Kommunikation der Zukunft basiert nicht auf Zielgruppenmodellen, sondern auf echten Beziehungen. Wer immer nur sendet, wird ignoriert. Wer auf Interaktion, Feedback, Einbindung und Multiplikation setzt, baut Reichweite nachhaltig auf. Das gilt für Politiker:innen genauso wie für soziale Unternehmen oder Bildungsinitiativen.


Was das heißt:


  • Folge lokal relevanten Accounts.

  • Kommentiere, teile, zeige Wertschätzung.

  • Baue Messenger-Gruppen auf, um neue Posts zu pushen.

  • Beteilige deine Community aktiv an Inhalten – in Storys, Umfragen, Kommentaren.




3. Formate mit Haltung und Mehrwert



Gerade jetzt braucht es Inhalte, die gleichzeitig relevant, emotional und strategisch sind. Das bedeutet nicht, dass jedes Reel eine Träne hervorrufen muss – aber es muss berühren, überraschen oder weiterhelfen. Gute Formate sind keine schönen Verpackungen. Sie sind ein Angebot. Und ein Versprechen.


Dazu gehört:


  • Service („Hier bekommt ihr noch einen Kita-Platz“)

  • News („So ist der Stand beim geplanten Radweg“)

  • Einblicke („So läuft eine Gemeinderatssitzung wirklich ab“)

  • Geschichten („Wie ich als Azubi im Krankenhaus Verantwortung gelernt habe“)





Was das für politische und gesellschaftliche Kommunikation bedeutet



Die nächste Phase digitaler Kommunikation beginnt nicht mit einem neuen Trend – sondern mit einer Rückbesinnung: Was haben wir zu sagen, für wen tun wir es, und wie bringen wir es rüber?


Das ist kein Rückschritt, sondern eine Reifeprüfung.

Wer heute sichtbar bleiben will, muss sich trauen, echt zu werden. Muss klare Haltung zeigen, ohne ins Pathos zu flüchten. Muss nahbar sein, ohne sich zu verbiegen.


Bei RothPunkt begleiten wir genau diesen Wandel – strategisch, kreativ und nah an der Realität unserer Kund:innen. Ob Partei, Verband, Kommune oder Unternehmen mit Haltung: Wir helfen euch, auf Social Media auch ohne Werbung sichtbar und wirksam zu bleiben.




Fazit: Wer sich jetzt neu aufstellt, gewinnt doppelt



Das Meta-Aus ist kein Untergang. Es ist eine Einladung zur Weiterentwicklung.

Wer heute investiert – in Formate, Storytelling, Community und Strategie – wird mittelfristig sogar unabhängiger von Plattformpolitik und Budgetschwankungen.


Aber: Jetzt ist der Moment, in dem entschieden wird, wer in der digitalen Öffentlichkeit von morgen noch eine Rolle spielt.




Du willst nicht zusehen, sondern loslegen?



Dann lass uns reden.

Ob kommunal, überregional oder bundesweit – wir helfen dir, aus deiner Kommunikation eine Wirkungskraft zu machen.

 
 
 
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